Volkstrauertag 2022

Auch in diesem Jahr beteiligte sich die SPD Ellerau aktiv am Gedenken mit einer Kranzniederlegung.

In Abwesenheit des Bürgermeisters übernahm Claudia Hansen die Ansprache. Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Ellerau spielt einige besinnliche Stücke.

Den Text den Ansprache können Sie hier lesen.

Am Volkstrauertag gedenken wir aller Toten von Krieg und Gewaltherrschaft in Deutschland und weltweit.

Für mich und vielleicht auch für Sie und Euch war es kaum vorstellbar, dass Russland tatsächlich die Ukraine angreifen könnte. Seit Februar, wenn wir präzise hinschauen, eigentlich bereits seit der Annexion der Krim im Jahre 2014, herrscht wieder Krieg in Europa.

Im Jahr 2022 müssen wir Bilder aus der Ukraine sehen, von denen wir gehofft hatten, dass sie sich gerade auf unserem Kontinent niemals wiederholen:
Menschen, die vor Bomben in U-Bahnschächte fliehen, die sich an der Grenze von ihren Familien trennen oder gar für immer Abschied nehmen müssen an langen, frisch ausgehobenen Grabreihen. Wir sehen, was die Menschen erleiden müssen.

Der Volkstrauertag ist zum Gedenken da und gibt uns zugleich einen Handlungsauftrag: uns in diesen Zeiten aktiv für eine friedliche Gegenwart und Zukunft einzusetzen. Wir können uns aus den Konflikten um uns herum nicht heraushalten. Wir müssen uns lange ignorierten Realitäten stellen: „Nie wieder Krieg“ ist so eingängig wie zu kurz gegriffen, wenn wir das aktuelle Geschehen täglich über die Medien wahrnehmen.

Ich glaube, es ist wichtig, mit dem Blick auf die nächsten Generationen, dass wir aktiv eine Erinnerungskultur schaffen. Und wir brauchen Antworten auf diese Fragen:
Wie verbindet oder trennt unsere gemeinsame Geschichte unsere Gesellschaften?
Wie können historische Reflexion und gemeinsames Gedenken an die Opfer des Krieges Verständnis und Vertrauen unter ihnen fördern?

Was sind unsere gemeinsamen Werte und Ziele, denen wir uns verpflichtet fühlen?

Ein gutes Beispiel auf diese Fragen proaktiv Antworten zu suchen und ggf. zu finden, ist das Projekt „Peace Line“:
Junge Menschen aus verschiedenen europäischen Staaten begeben sich gemeinsam zwei Wochen auf eine erinnerungskulturelle Reise durch mehrere Länder Europas und besuchen historisch bedeutende Erinnerungs- und Gedenkorte.
Den jungen Teilnehmenden wird durch den Austausch von Geschichten mit Zeitzeugen sowie durch das Entdecken von anderen historischen Perspektiven bewusst, dass sie mit unterschiedlichen Geschichtsbildern aufgewachsen sind und sie durch diesen Austausch ein besseres Verständnis für die Geschichte(n) anderer Länder gewinnen.
Frieden in Europa ist nicht selbstverständlich.

Heute wächst der Nationalismus erneut. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir gemeinsam der Opfer der Kriege gedenken und uns über Grenzen hinweg über vergangenes Leid, dessen Ursachen und die Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander austauschen.
Die Überwindung von Nationalismus und Rassismus, von Hass und Intoleranz, von
Unterdrückung und Verfolgung braucht Mut, Ausdauer und solche Projekte wie Peace Line.
Der Frieden in Europa ist ein Geschenk, das wir dankbar annehmen dürfen, aber auch eine Verpflichtung, ihn zu erhalten. So ist die Tatsache, dass wir in einem Land ohne Krieg leben, eben doch keine Selbstverständlichkeit. Frieden muss von uns gestaltet werden:

Wenn wir uns in der Gesellschaft engagieren, Menschen mit ihren Kulturen und Werten friedvoll respektieren und integrieren, leisten wir einen lebendigen Beitrag dazu.

Ich danke Ihnen für Ihr Zuhören.

Claudia Hansen

Literaturhinweis: Volksbund Gemeinsam für den Frieden; zum Volkstrauertag am 13. November 2022, Gedenkstunden und Gottesdienste gestalten (2022)